Morbus Parkinson

Allein in Deutschland sind aktuell rund 400.000 Menschen von Morbus Parkinson betroffen. Der Anteil der Neuerkrankungen ist in den letzten drei Jahrzehnten in allen Altersgruppen um ca. 15–20 % gestiegen. Auch weltweit ist ein ähnlicher Trend zu erkennen. Die höchsten Erkrankungsraten sind dabei in Kanada und den USA zu verzeichnen. Weltweit gibt es Schätzungen zufolge ca. 6 bis 9 Millionen Parkinson-Patienten. Die Ursachen der Erkrankung sind vielschichtig und nicht nur mit dem zunehmenden Alter der Gesellschaft zu erklären. Phytotherapie, Homöopathie und Anthroposophie bieten vielversprechende Ansätze zur Linderung der Symptomatik und Verbesserung der Lebensqualität. Oft erkennt man auf den ersten Blick, ob jemand an Parkinson erkrankt ist: Das Gangbild ist verlangsamt, vornübergebeugt und schlurfend, häufig in Verbindung mit einem Haftenbleiben am Boden (Bradykinese) und plötzlich einfrierenden Bewegungen oder Bewegungsabläufen (Freezing). Das Gesicht ist maskenartig steif, wie auch die Bewegung der Gliedmaßen (Rigor). Die Sprache klingt oft verwaschen. Neben diesen sogenannten hypokinetischen Anteilen des Parkinson-Syndroms kommt es häufig auch zu einem (einseitigen) Zittern (Tremor), vor allem an den Armen. Dass die Erkrankung aber nicht nur das Nervensystem, sondern auch den ganzen Menschen beeinträchtigt, lässt sich vor allem an den Nebensymptomen erkennen, die der eigentlichen Erkrankung oft viele Jahre vorausgehen. Darunter finden sich Depressionen und/oder Angststörungen (auch Albträume), eine schwere Erschöpfung, kognitive Störungen bis hin zur Demenz, Blutdruckschwankungen, Obstipation (Verstopfung), Schlafstörungen und häufig als erstes Zeichen eine Störung des Geruchsinns (Hyposmie). Morbus Parkinson: eine Umwelterkrankung … Erstaunlicherweise ist es eher die ländliche Bevölkerung, die an Parkinson erkrankt, darunter befinden sich auffallend oft Landwirte. Seit 2012 ist Morbus Parkinson in Frankreich bei Landwirten daher auch als offizielle Berufserkrankung anerkannt. Seit wenigen Monaten gilt dies auch in Deutschland, wenn der Nachweis erbracht werden kann, dass der betroffene Landwirt über die Jahre an mindestens 100 Tagen Pestizide ausgefahren hat. Die exakte Formulierung des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales lautet: „Erfüllung des Dosismaßes von mindestens 100 trendkorrigierten Anwendungstagen mit Stoffen aus einer der 3 Funktionsgruppen der Pestizide (Herbizide oder Fungizide oder Insektizide) durch eigene Anwendung“. Indirekt wird damit zugegeben, dass Morbus Parkinson eine echte Umwelterkrankung darstellt oder zumindest durch die moderne Form der Landwirtschaft gefördert wird. Dazu passt, dass erstaunlich viele Pestizide Parkinson auslösen können – etwa der umstrittene Unkrautvernichter Glyphosat. Pestizide sind vor allem Nervengifte, da sie das Nervensystem der Insekten schädigen sollen. Doch nicht nur die Landwirte selbst sind von den negativen Folgen betroffen, sondern – in abgeschwächter Form – auch die Endverbraucher. Diese nehmen über die Nahrungskette immer wieder kleine Mengen der Neurotoxine auf, die über kurz oder lang das Nervensystem schädigen. … und eine Erkrankung des Darms Morbus Parkinson ist aber nicht nur eine Umwelterkrankung, sondern auch eine Innenwelt-Erkrankung des Darms, denn dessen Bakterienvielfalt, die ein gesundes Mikrobiom ausmacht, ist durch Faktoren wie Umweltgifte und Arzneien zunehmend geschwächt. Dabei ist die Diversität des Mikrobioms für den Erhalt der Gesundheit von entscheidender Bedeutung. Während ein konventionell angebauter Apfel mehr als 100 Millionen Bakterien enthält, haben frisch geerntete Äpfel aus biologischer Landwirtschaft eine um noch einmal 40 % höhere Diversität der Bakterienarten. Bei der heutigen Ernährung, die überwiegend aus industriell verarbeiteten Produkten und Obst bzw. Gemüse aus konventioneller Landwirtschaft besteht, verwundert es daher nicht, dass sich bei jedem 4. Menschen in Europa ein verarmtes Mikrobiom zeigt. Auf den Punkt gebracht bedeutet dies: Eine möglichst vielfältige Ernährung aus biologischer Landwirtschaft schützt, eine einseitige, pestizidbelastete Ernährung schadet. Darüber hinaus wird Morbus Parkinson auch als idiopathische Erkrankung bezeichnet, was bedeutet, dass Parkinson auch ohne bekannte Ursachen auftreten kann. Gestörtes Wechselspiel zwischen Sympathikus und Parasympathikus Die Parkinson-Erkrankung geht vor allem auf neurodegenerative Veränderungen im Gehirn zurück. Lange Zeit sah man hier vor allem die Verminderung eines Neurotransmitters, des Dopamins, das in einer Region des Mittelhirns von Nervenzellen produziert wird, als entscheidend an. Doch im Prinzip erkrankt bei Morbus Parkinson eine ganze Hirnregion: das Mittelhirn. Zwar wird das Dopamin nur in einem kleinen Teil des Mittelhirns gebildet, der sogenannten Substantia nigra, jedoch ist diese Hirnregion eingebunden in umfassende neuronale Regelkreise, die einen bedeutenden Stellenwert im Zusammenwirken von Motivation, Emotion, Kognition und Bewegung haben. Entsprechend bestehen Verbindungen zum Großhirn, den Augen, den Ohren, aber auch den emotionalen Hirnregionen wie der Amygdala (Mandelkernregion). Allerdings degeneriert bei Morbus Parkinson nicht nur das Mittelhirn. Neueren Untersuchungen zufolge beginnt der eigentliche Krankheitsprozess bereits im Bereich der motorischen dorsalen Vaguskerne, die in einer engen Beziehung zum Magen-Darm-Trakt sowie zum Riechhirn stehen. Von dort breitet sich die Erkrankung über den Hirnstamm zum Mittelhirn aus. Parallel oder auch zuvor kommt es zu einer Degeneration des Nervus vagus, dem großen Eingeweidenerv und Hauptnerv des parasympathischen Systems. Insofern ist Morbus Parkinson tatsächlich eine Erkrankung des gesamten Menschen und vor allem eine Erkrankung des vegetativen Nervensystems mit Parasympathikus und Sympathikus, einschließlich der höheren Zentren. Insbesondere das gesunde Wechselspiel zwischen Glückerleben (Dopamin als „Glückshormon“), Kraftanstrengung und parasympathischer Entspannung (schlechter Schlaf mit Albträumen) scheint bei Morbus Parkinson gestört zu sein. In Bezug auf den gestörten Um- und Innen-Welt-Charakter der Erkrankung könnte man auch fragen: Wie gehe ich mit meiner Um-Welt und mit mir selbst (Innen-Welt) um? Sehe ich meine Umwelt als einen Quell der Freude oder eher als belastend an? Parkinson-Patienten haben erfahrungs-gemäß einen eher negativen, starren Blick auf die Welt und ihre Arbeit oder sind auch über Jahre so gestresst, dass für Entspannung kaum Zeit bleibt – oft nicht einmal für eine Tasse Kaffee, die das Risiko zu erkranken erstaunlicherweise deutlich reduziert. Wie bei anderen neurodegenerativen Erkrankungen auch finden sich bei Morbus Parkinson zudem Proteinablagerungen in den betreffenden Hirnregionen, in diesem Fall das pathologische Eiweißabbauprodukt Alpha--Synuclein. Bereits 1912 beschrieb der Neuropathologe Fritz Lewy diese später nach ihm benannten Lewy-Körperchen. Komplementäres Therapieschema Die schulmedizinische Therapie sieht als wesentlichen Baustein bei Morbus Parkinson eine medikamentöse Zufuhr von Vorstufen des Dopamins vor. Entsprechende Medikamente werden meist dauerhaft, also bis zum Lebensende eingenommen. Die Therapie ist vor allem zu Beginn recht wirksam, lässt jedoch mit der Zeit nach und ist leider nicht frei von Nebenwirkungen. Vor allem die Hofer Parkinson-Selbsthilfegruppe, eine regionale Gruppe der Deutschen Parkinsonvereinigung, hat in den letzten 14 Jahren unter ärztlicher Begleitung nach alternativen Therapiemöglichkeiten aus dem Bereich der Phytotherapie, Homöopathie und Anthroposophie gesucht. Parkinson ist zwar eine Erkrankung, die mit einer Degeneration der geschilderten Areale im Gehirn in Verbindung steht, aber sie ist eben auch eine Erkrankung, die den gesamten Menschen betrifft. Unter diesem Gesichtspunkt haben sich folgende Mittel als besonders wirkungsvoll herausgestellt (alle Mittel sind als Präparate in den beiden Tabellen zu finden): Im Vordergrund steht bei Morbus Parkinson das Thema Anspannung und Entspannung, das medikamentös nach Eisen als dem Motor des Antriebs bzw. Kupfer als dem Metall der Entkrampfung verlangt. Tatsächlich finden sich gerade in der betroffenen Hirnregion Eisenablagerungen und auch Kupfer in der unmittelbaren Umgebung. Das Eisen ist immer dann wichtig bei Bewegungshemmungen und vermehrter Neigung zu Trippelschritten, Zink bei der Neigung zum Tremor. Bewährt hat sich die Kombination dieser Mittel, die in besonderem Maße dazu dienen, die Gestaltung des Bewegungsablaufs zu verbessern, mit drei weiteren Arzneimitteln: • Das 1. Mittel ist das Organpräparat Regio substantiae nigra (Fa. Wala). Mit diesem Präparat, das das Gewebe der schwarzen Substanz im Gehirn als Ausgangssubstanz enthält und unter die Haut gespritzt wird, lassen sich die Beweglichkeit und die Fließbewegungen bei den Patienten deutlich verbessern. • Dazu kommt Belladonna, die Tollkirsche, zum Einsatz, besonders gegen den Speichelfluss und das Schwitzen. Das homöopathische Mittel sollte allgemein zur Stärkung der kognitiven Funktionen, auch schon bei Verdacht auf Parkinson, gegeben werden. Weitere Hinweise sind ein Bluthochdruck und ein rotes Gesicht bei eher kalten Gliedmaßen. • Als 3. Mittel ist der Fliegenpilz (Agaricus muscarius) besonders zu erwähnen. Es hilft hauptsächlich bei den Überbewegungen, stärkt aber auch allgemein die Hirnleistung. Es ist ein Hauptmittel gegen die unwillkürlichen Bewegungen, die Hyperkinesien. Auch mit dem homöopathisch zubereiteten Mutterkorn (Secale) lassen sich frappierende Erfolge erzielen, besonders dann, wenn der Parkinson auf arteriosklerotischer Grundlage beruht und mit Taubheits- oder brennenden Gefühlen einhergeht. Eine gute Wirkung erreicht man auch mit den Homöopathika Gelsemium bzw. Gelsemium comp. (Fa. Wala), wenn der Kopf wie betäubt wirkt und ein starkes Zittern und Schwäche der Beine vorhanden sind (Tremor). Birkenblätter potenziert oder als Urtinktur bei neurodegenerativen Störungen Auch bei Post-Covid oder nach Covid-19-Impfungen können sich die Symptome einer Parkinson-Erkrankung einstellen, einschließlich Angstzuständen, Schlafstörungen, Depressionen und kognitiven Einschränkungen. Zahlreiche Studien zeigen, dass sich das Risiko für eine neurodegenerative Erkrankung wie Parkinson und Alzheimer nach einer Covid-19-Infektion erhöht und das Gehirn selbst bis zu 10 Jahre voraltert. In der Praxis war es zunächst schwierig, betroffene Patienten zu behandeln. Das änderte sich durch die Hinzunahme von Birkenblättern. Erst seit dem Jahr 2022 sind homöopathisch aufbereitete (junge) Birkenblätter in den Potenzen D12 bis D20 bei der Firma Abnoba verfügbar. Die Lösungen werden subkutan injiziert und wirken heilsam auf das Nervensystem. Betrachtet man die sich entfaltenden Blattorgane in ihrer „kindlichen“ Offenheit für das Licht, mit ihrer jugendlichen Vitalität, ihrem aromatisch-bitteren Geschmack und balsamischen Geruch, dann erahnt man, warum sie nach dem Begründer der Anthroposophie, Rudolf Steiner, eine belebende, eiweißaufbauende Kraft in sich tragen. Birkenblätter regen zudem die Nieren in der Ausscheidung von Harnsäure (Entsalzung) an und sind seit Langem als Blutreinigungsmittel bekannt. Sie stärken den (alternden) Organismus in seiner Grundvitalität und wirken Verhärtungskrankheiten wie Gicht und Rheuma entgegen. Der bekannte anthroposophische Pharmakologe Wilhelm Pelikan charakterisierte die Wirksamkeit der Birke in diesem Zusammenhang so, dass sie eine „dem wachsenden Alter gemäße Gesundheit“ fördere, indem das richtige Maß an jugendlicher Vitalität des Stoffwechsels zur Kompensierung der stetig zunehmenden Abbaukräfte aufrechterhalten werden könne. Dieser Gesichtspunkt gilt auch für das Birkenelixier von Weleda und den Extrakt der Birkenblätter von Ceres (Betula pendula folium Urtinktur). In den höheren Potenzen und vor allem als Injektion wirken die Birkenblätter allen neurodegenerativen Erkrankungen entgegen, bei Morbus Parkinson vor allem in der D12 und D20. Die Patienten erleben die Wirkung ähnlich jener des Parkinson-Medikaments L-Dopa. Sie sind nach den Injektionen seelisch belebter, fröhlicher und können sich leichter bewegen, wo vorher Erstarrung vorherrschte. Die Wirkung tritt bei manchen Patienten sofort ein, sie sind regelrecht „süchtig“ nach der nächsten Injektion und vergessen sogar häufig ihr L-Dopa. Bei anderen Patienten kann sich die Wirkung aber auch erst nach einigen Wochen bis hin zu 3 Monaten einstellen. Findet sich auch dann keine Wirkung, sollte die Therapie beendet werden. Als einzige Nebenwirkung kann gerade zu Beginn der Therapie ein steter Harndrang eintreten. Vorsicht ist lediglich bei Allergikern gegen Birkenpollen geboten, jedoch beschränkt sich dies auf -Dosierungen in der D3 und D6. Bei der hier empfohlenen Potenz D12 ist sogar eher eine Abschwächung einer etwaig vorhandenen Heuschnupfentendenz zu erwarten und teilweise auch real erlebbar. Ansonsten sind die Birkenblätter als Injektion völlig ungefährlich und scheinen selbst nach einjähriger Therapiedauer unverändert weiterzuwirken. Die hier vorgestellten Therapieansätze können die Erkrankung selbst zwar nicht umkehren, sie ermöglichen aber idealerweise eine Reduzierung der chemisch-synthetischen Medikamente und eine Verbesserung der Lebensqualität. Und sie machen Mut, einer Parkinson-Diagnose mit neuer Hoffnung zu begegnen. Dr. Johannes Wilkens Über den Autor Dr. Johannes Wilkens ist als ärztlicher Direktor der geriatrischen Rehabilitationsklinik Alexander von Humboldt tätig und führt eine Privatpraxis für Anthroposophische Medizin und Klassische Homöopathie in Bad Steben. Literatur Johannes Wilkens und Annette Kerckhoff: Was tun bei Parkinson. Selbsthilfe und Komplementär-medizin. KVC Verlag, 2009.

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Morbus Parkinson

Linderung der Symptome mit homöopathisch-anthroposophischen Mitteln

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